Rückblick auf die Schulzeit
Brief einer Ehemaligen
von Merve K. (Juni 2017)
Hallo liebe Franz-Mersi-Schule und liebes LBZB, zwei Jahre, nachdem ich die Franz-Mersi-Schule verlassen habe, will ich mit diesem Text erzählen, wie mein Weg seit dem Schulabschluss an der Franz-Mersi-Schule verlaufen ist. Direkt nach den Sommerferien (2015, Anm.) begann ich, ein Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) am Landesbildungszentrum für Blinde (LBZB) in Hannover. Dort habe ich Herrn Zeisler kennengelernt, welcher mich von Tag 1 an begleitete und motiviert hat. Am LBZB habe ich dann meinen Hauptschulabschluss nachgemacht, um den nächsten Schritt auf dem Weg zur staatlich anerkannten Pädagogin zu gehen. Ich habe den Abschluss mit dem Notendurchschnitt 3,0 geschafft, was mir ermöglicht hat, meine Laufbahn inklusiv an der Hermann-Nohl-Schule in Hildesheim, Berufsfachschule für Sozialpädagogik, Klasse 1 fortzusetzen. Von Tag 1 an wurde ich von den Lehrern und Mitschülern dort unterschätzt. Zum Ende des schulischen Fachabschnittes im ersten Schuljahr schrieb ich trotz meiner Sehbeeinträchtigung oftmals mit die besten Noten in den Klausuren. Nach den Osterferien (2017, Anm.) hatte ich den praktischen Fachabschnitt des Lehrjahres mit einer „zwei“ erfolgreich abgeschlossen und gute Chancen, den erweiterten Realschulabschluss zu erreichen. Auf dem Elternsprechtag (Anfang Januar 17) haben mir die Lehrer dies bestätigt und mussten selbst zugeben, dass sie nicht damit rechneten, dass ich dazu in der Lage wäre. Nachdem ich meinen Realschulabschluss mit einem Notendurchschnitt von 2,5 erreicht habe, besuchte ich im Anschluss die Elisabeth-von-Rantzau-Schule, eine Katholische Privatschule der Caritas in Hildesheim. Wir haben uns im Vorfeld mit Herrn Zeisler die Schule angesehen. Damit ich optimal am Unterricht teilnehmen konnte, kam Herr Zeisler auf die Idee, mich mit einer Tafelkamera auszurüsten. Diese begleitete mich auf meinem gesamten Schulweg zur staatlich anerkannten Sozialpädagogischen Assistentin. Die Tafelkamera war eine enorme Unterstützung für mich und machte es überhaupt erst möglich, dass ich am Unterricht durch Vergrößerung des Tafelinhaltes teilnehmen konnte. Hierbei gab es oft Schwierigkeiten mit der Technik, was für mich ein großes Hindernis war. Ich hatte zum Glück in solchen Situationen Unterstützung von Herrn Zeisler, der mir mit Rat und Tat zur Seite stand. Nachdem ich meine Praktische Prüfung mit Bravour bestanden hatte, war nicht nur ich stolz auf mich, sondern auch meine Lehrer, diese rieten mir, mit solchen tollen Leistungen auf diesem Weg weiter zu gehen, auch eine Zusage für die Ausbildung zur Erzieherin hat mir die Schule in Aussicht gestellt. Dennoch bin ich mit dem zufrieden, was ich in meiner Schullaufbahn erreicht habe. Auf diesem Weg hat mich Herr Zeisler begleitet, bis ich mein Abschlusszeugnis und Zertifikat in Händen hielt. Ich habe mich bei der Gemeinde Lengede um eine Anstellung beworben und eine Zusage bekommen. Ab dem 24.08.2020 bin ich dort als Sozialpädagogische Assistentin tätig.
Mein Worte und Rat an alle Schülerinnen und Schüler mit Handicap
In erster Linie braucht man viel Selbstvertrauen und Mut, dies habe ich in all den Jahren gelernt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass mir gesagt wurde, dass die einzige Lösung für mich die Werkstatt für behinderte Menschen wäre. Ich wollte mich nicht mit dieser Aussicht zufrieden geben, sondern allen beweisen, dass es trotz eines Handicaps möglich ist, seine Träume zu verwirklichen. Ich wünsche jedem von euch, dass Ihr eure Träume verwirklichen könnt und euch nicht entmutigen lasst von solchen Worten wie ich sie zu hören bekommen habe. Mit freundlichen Grüßen und viel Mut an die Gemeinschaft der Franz-Mersi-Schule und an das LBZB
wünscht Euch / Ihnen Merve K.